Nicht hungrig? Tipps und Tricks, mit denen Sie Ihr Kind während einer Krebsbehandlung zum Essen bewegen

 „Mein Kind hat keinen Hunger.“

Appetitmangel ist bei Kindern ein häufiges Problem während der Behandlung, bei einigen sogar schon vorher. Viele Kinder wissen nicht, was sie essen möchten. Das ruft bei vielen Eltern Frust und Stress hervor.

Wenn Ihr Kind nur wenig Appetit hat, kann es anfangen, Gewicht zu verlieren. Deswegen werden die Kinder ermutigt, viele kalorien- und proteinreiche Speisen zu essen. Fett ist eine gute Energiequelle. Daher kann es hilfreich sein, viele fett- und zuckerhaltige Speisen wie Hamburger, Pommes Frites, Eiscreme oder Gebäck zu essen.

Das mag zunächst einmal merkwürdig klingen, da es allen Ratschlägen für eine gesunde Ernährung zu widersprechen scheint. In dieser Phase ist es jedoch wichtiger, die Kalorienzufuhr zu erhöhen – Nährstoffe und Vitamine können auch auf andere Weise verabreicht werden.

Was kann ich tun?

• Bieten Sie über den Tag verteilt kleine Mahlzeiten und Snacks an, damit das Kind alle 2-3 Stunden eine Kleinigkeit isst oder trinkt. Vielen Kindern fällt das leichter, als die üblichen drei Mahlzeiten am Tag zu essen. Halten Sie stets Snacks bereit (Vorschläge für Snacks finden Sie auf den Seiten 13 und 14).
• Nutzen Sie es aus, wenn Ihr Kind Appetit hat. Bei vielen ist das am Morgen der Fall. Probieren Sie diese Frühstücksideen aus: Haferbrei, Pfannkuchen mit Sirup oder Marmelade, Joghurt und Obst, Eier mit Speck, belegte Brote, Brötchen, Omelette, Rührei oder Käsetoast. Es müssen auch keine Lebensmittel sein, die normalerweise zum Frühstück gegessen werden. Versuchen Sie es doch einmal mit Rösti, Würstchen, Bohnen auf Toast, Nudeln in Tomatensoße, Vanillesoße, Kuchen oder Plätzchen?
• Verderben Sie Ihrem Kind nicht den Appetit mit sättigenden Lebensmitteln, die wenig Energie liefern, wie klare Suppen, Obst und Gemüse.Essen „aufwerten“: Erhöhen Sie den Eiweiß- und Energiegehalt, indem Sie zusätzlich Mich, Sahne, Öl oder Nussmus hinzufügen (weitere Ideen finden Sie im Abschnitt „Kalorien und Eiweißgehalt von Lebensmitteln erhöhen“). Aber Achtung, dies gilt nur, wenn die Neutrophilenzahl ausreichend ist. Hier sollte man zunächst Rücksprache mit den Ernährungsberatern der Klinik halten.
• Ermutigen Sie das Kind, zwischen den Mahlzeiten zu trinken, aber achten Sie darauf, dass das Kind seinen Magen nicht vor einer Mahlzeit mit Getränken füllt.
• Lassen Sie Ihr Kind Getränke zur Nahrungsergänzung probieren. Diese sind auf Rezept erhältlich (siehe Seite 36).
• Bitten Sie Freunde und Familienmitglieder, Ihnen bei der Zubereitung von Mahlzeiten zu helfen.

Tipps für die Mahlzeiten

• Einige Mahlzeiten sind so anstrengend, dass Sie und Ihr Kind hinterher völlig erschöpft sind. Viele Kinder essen sehr langsam, wenn sie keinen Appetit haben. Mahlzeiten sollten nicht länger als zwanzig Minuten dauern. Es ist unwahrscheinlich, dass Kinder nach Ablauf dieses Zeitraums noch etwas essen. Konzentrieren Sie sich darauf, was das Kind bei der Mahlzeit gegessen hat, nicht, was es nicht gegessen hat.
• Zwingen Sie Ihr Kind nicht zum Essen. Manchmal ist es einfach nicht hungrig. Warten Sie eine Weile und versuchen Sie es später mit einem Snack oder einem Getränk zur Nahrungsergänzung.
• Auch wenn es manchmal frustrierend ist, versuchen Sie, möglichst wenig über das Essen zu streiten oder zu nörgeln. Wenn die Mahlzeiten zum Kampf werden oder Essen und Ernährung Ihnen Stress verursachen, sprechen Sie mit dem Ernährungsberater, einer Pflegekraft oder dem Arzt Ihres Kindes.
• Versuchen Sie, bei den Mahlzeiten die Familie einzubeziehen und essen Sie möglichst zur gleichen Zeit wie Ihr Kind. Das kann vom Essen selbst ablenken und Mahlzeiten zu einem gemeinschaftlichen Ereignis machen.
• Machen Sie den Teller nicht zu voll und versuchen Sie es mit einem kleinen Teller – ein übervoller Teller kann entmutigend wirken. Das Kind kann immer noch einen Nachschlag bekommen.
• Beziehen Sie Ihr Kind bei der Auswahl und der Zubereitung der Lebensmittel ein. Lassen Sie es aus maximal zwei oder drei verschiedenen Speisen oder Snacks auswählen. Zu viel Auswahl kann das Kind überfordern..

Essen soll Spaß machen, damit Kinder dabei bleiben

Den meisten Kindern mögen es zu kochen und Kuchen und Plätzchen zu verzieren. Auch eine Pizza selbst zu belegen oder Milchshakes und Smoothies selbst zu machen kann Spaß machen.
Viele Kinder essen gern im Restaurant oder Café. Wenn Sie nicht essen gehen können, dann spielen Sie doch einfach zu Hause „Restaurant“. Legen Sie eine Tischdecke auf und schreiben Sie eine Speisekarte. Tun Sie Eis in die Getränke und trinken Sie mit Strohhalmen. Sie können sogar ein Fast-Food-Menü für Kinder nachkochen und servieren.
Laden Sie Freunde zum Tee ein.
Picknicks machen zu Hause auf dem Fußboden ebenso viel Spaß wie draußen. Fragen Sie Ihr Kind, was es zu essen geben soll.
Einige Kinder, vor allem jüngere, mögen es, wenn ihr Essen auf dem Teller arrangiert wird, etwa ein Gesicht aus Fischstäbchen, Pommes Frites, Tomaten und Erbsen oder Sandwiches, die in Form geschnitten sind.

Kalorien und Eiweißgehalt von Lebensmitteln erhöhen

Falls Ihr Kind zu wenig isst oder Schwierigkeiten hat, sein Gewicht zu halten, kann es helfen, der Nahrung zusätzliche Energie (Kalorien) und zusätzliches Eiweiß zuzusetzen. Ideen:

• Verwenden Sie Vollmilch zum Trinken, in Cerealien und beim Kochen.
• Wählen Sie möglichst die Vollfettstufe von Produkten. Diese sind beispielsweise mit „reichhaltig“ oder „weich und cremig“ gekennzeichnet. Meiden Sie Nahrungsmittel mit den Bezeichnungen „leicht“, „light“, „Diät“ oder „fettarm“.
• Fügen Sie zusätzliche Butter, Margarine oder Öl zu Brot, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Nudeln, Reis, Chapatti, Roti und gekochtem Gemüse hinzu.
• Streichen Sie großzügig Nussmus (z. B. Erdnussbutter oder Mandelmus), Frischkäse, Honig, Nuss-Nugat-Creme, Marmelade oder Konfitüre auf Brot, Toast, Cracker oder Plätzchen.
• Geben Sie einen Klecks Mayonnaise oder Salatcreme auf Sandwiches und Ofenkartoffeln oder in den Salat. Sie können Sie auch als Dip für Pommes Frites oder Chips verwenden.
• Fügen Sie Linsen oder Bohnen zu Suppen oder Eintöpfen hinzu.
• Geben Sie Extra-Käse auf Pizza, in Soßen oder Suppen, auf Nudelgerichte oder Gemüse.
• Kochen Sie Curry mit Extra-Paneer.
• Geben Sie Sahne, Sour Cream, Naturjoghurt, Mascarpone oder Crème Fraiche in Soßen, Suppen und Fleischgerichte.
• Fügen Sie Haferbrei, Vanillesoße oder anderen Milchpuddinggerichten Sahne hinzu.
• Geben Sie Zuckerrohrsirup, Nüsse, Samen, Trockenfrüchte, Marmelade oder Nuss-Nugat-Creme auf Haferbrei und Milchdesserts.
• Servieren Sie Kuchen und Desserts mit Sahne, Kondensmilch, Eiscreme oder Vanillesoße.  Fragen Sie den Ernährungsberater nach Energiezusätzen, die Lebensmitteln hinzugefügt werden können.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Auszug aus einer Broschüre, die ursprünglich von Louise Henry MSc RD, leitende Ernährungsberaterin, Royal Marsden NHS Trust, in Zusammenarbeit mit dem CCLG Publications Committee verfasst wurde.

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